
Der 1931 in Schwäbisch Gmünd geborene Komponist Arthur Dangel ist am 11. November 2024 mit 93 Jahren verstorben. Arthur Dangel wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf und erlernte schon früh das Klavierspiel. Bereits im Alter von 14 Jahren gab er am 20. November 1945 seinen ersten Klavierabend im Ev. Gemeindehaus in Schwäbisch Gmünd – „mit Genehmigung der Militärregierung“. Neben Sonaten von Haydn, Mozart und Beethoven standen bereits eigene Werke mit auf dem Programm. In der Kritik war zu lesen, „dass dieser Knabe durch sein sauberes, schlicht und natürlich empfindendes Spiel ein guter Interpret klassischer sowie romantischer Musik ist, der zu großen Hoffnungen berechtigt“. Weitere Klavierabende folgten, oft mit Kommentaren wie, „dass Dangel eben jener Vollblut-Musiker sei, der jede kleinste Möglichkeit zur Entfaltung seines Temperaments auskostet.“
Nach dem Abitur studierte er ab 1951 Schulmusik an der Stuttgarter Musikhochschule. Bereits 4 Jahre später schloss er sein Studium ab und errang den 1. Preis als Pianist beim Hochschulwettbewerb. Hernach studierte er Komposition bei Wolfgang Fortner in Freiburg. Die Studien der Zwölftontechnik waren für Arthur Dangel äußerst prägend und inspirierten ihn zu weiteren autodidaktischen Studien. Vor allem seine Analyse des Streichquartetts op. 5 von Anton Webern wurde in Fachkreisen hoch gelobt. Dangel selbst sagte anschließend, dass er in technischer Hinsicht unglaublich viel hierdurch gelernt habe, dass er aber trotzdem ein emotionaler Musiker bleiben wolle.

Dangels Interesse galt neben der Musik auch der Literatur; er studierte in Freiburg zeitgleich auch Germanistik. Von neben der Nähe hierzu, insbesondere der Auseinandersetzung unter anderem mit Franz Kafka, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler, Hilde Domin und Peter Turrini zeugen die vielen Texte, die er vertonte. Auch der Bildenden Kunst war er sehr zugetan. Wie auch sein Vater, griff Arthur immer wieder selbst zum Pinsel. Auch war er Mäzen des Schwäbisch Gmünder Malers Max Bader, von dem er zahlreiche Gemälde besaß. So, wie die Literatur ihn zu Klängen und neuen Ausdrucksformen inspirierte, waren es auch die Farben, die ihn dazu brachten, eine eigene musikalische Farbenlehre zu entwickeln. Er ordnete Klänge Farben zu und umgekehrt. Gleichwohl ist seine Musik nicht, wie man hierauf vermuten könnte, impressionistisch, sondern drückt im expressionistischen Sinne genau das Gegenteil aus.
Dieses Emotionale und Expressive ist wohl eines der Hauptmerkmale in Dangels Musik.
Ja, die überbordenden Klänge, das brauchte er, um sich und den Inhalt auszudrücken. Er brauchte Komplexität, um seine ganzen Gefühlswelten darin ausdrücken zu können. Dass er da sehr oft nicht verstanden wurde, nahm er billigend in Kauf. „Es ist keine Schande, ein Stiller im Lande zu sein“, sagte er einst, „ein Komponist dieser Zeit muss zwischen Klanglawinen sein Gärtlein pflanzen, oder das Glück haben, in einem Reservat zu leben.“
1965 erhielt er den Förderpreis der Stadt Stuttgart für junge Komponisten und war danach Stipendiat in Innsbruck. 1989 erhielt er den Kompositionspreis des Landesmusikrates Baden-Württemberg für das Chorwerk „Stabat mater“. Parallel zu seiner kompositorischen Tätigkeit war er in der musikwissenschaftlichen Arbeit zuhause, hielt Vorträge und veröffentlichte Analysen zur Neuen Musik.
Von 1960-1994 unterrichtete Arthur Dangel am Gymnasium Korntal. Als dortiger Lehrer war er überaus anerkannt durch seine klaren Unterrichtsmethoden und den logischen Aufbau seiner Stunden. Er verlangte viel. Dafür bekamen die Mitmusizierenden auch viel zurück von seinem Temperament, denn Willen zu formen und die tieferen Strukturen der Werke in der Orchesterarbeit sichtbar zu machen. Von 1965-1971 hatte er einen Lehrauftrag an der Stuttgarter Musikhochschule für Partiturspiel inne.
Arthur Dangel war jener Mann, der niemals seinen Mantel nach dem Wind hing. Mit äußerster Konsequenz blieb er seinen kompositorischen Prinzipien treu, machte, was ihm gemäß war, nahm keine Rücksicht auf Strömungen, Tendenzen, Moden, Publikumsfreundlichkeit. Warum schreiben sie so schwer? – wurde er gefragt. Darauf Dangel: „Ich brauche den Schwierigkeitsgrad, um das auszudrücken, was ich muss.“
Über 200 Lieder hat er vertont, Werke für Chor, Orchester, sowie Kammermusik für die unterschiedlichsten Besetzungen. Über 100 Opus-Nummern umfasst sein Schaffen. Als sein Hauptwerk bezeichnete er den 5teiligen Zyklus Pentaptychon über die Chagall-Glasfenster des Fraumünsters in Zürich – „es sind meine Sinfonien“.
Arthur Dangels Werk ist im Musikverlag Chili Notes erschienen und erhältlich.